Nicht nackt, sondern neu gesehen. UnNude verwandelt den Körper in eine Geometrie, in der das Fleisch zur Skulptur wird und das Begehren sich in Form auflöst.
Der Körper ist nicht mehr nackt - er ist Form. Unter UnAktwird die Nacktheit ihrer erotischen und geschlechtsspezifischen Lesart entkleidet und als skulpturale Abstraktion neu erfunden. Hier verwandeln Licht, Pose und Raum den Körper in eine lebendige Skulptur.
Über viele Jahre hinweg fotografiert von Burak Bulut Yildirim, einem in Berlin lebenden Fotografen, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten der Aktfotografie widmet, UnAkt ist eine Studie in ent-erotisierter Sinnlichkeit. Gliedmaßen krümmen sich wie kalligrafische Linien, Torsi falten sich zu geometrischen Fragmenten, und Schatten formen die Haut zu statuenhaften Widersprüchen. Die Gesichter sind abwesend, das Geschlecht verflüchtigt sich - was bleibt, ist die Idee des Körpers. Es gibt Anklänge an Auguste Rodins Bronzefragmente, Barbara Hepworths Leerstellen und Experimente der Bauhaus-Ära mit Perspektive und Verzerrung. Der Betrachter wird nicht zum Begehren, sondern zum Zeugen der Transformation eingeladen. Der menschliche Körper wird zum Designobjekt, zu einer Form, die Raum einnimmt, zu einem Zeichen des Lichts. Buraks Linse isoliert die Figur, bis sie einer abstrakten Architektur ähnelt. Einige Bilder erinnern an die ritualisierte Bewegung des modernen Tanzes, andere an die meditative Stille der Minimal-Skulptur. Nicht Anatomie, sondern Geografie. Der Körper entfaltet sich wie Land - konturiert, geschichtet, geheimnisvoll.
Dies ist das Terrain, auf dem die Körperlichkeit aufhört, vertraut zu sein. In Buraks Vision entblößt Nacktheit nicht, sondern verbirgt - sie schirmt Identität in Geometrie ab. UnAkt entwickelt sich kontinuierlich weiter und schöpft aus den Archiven von fast 20 Jahren experimenteller Aktfotografie, die durch jahrelange Isolation im Studio und skulpturale Studien verfeinert wurde. Jeder Druck in limitierter Auflage lädt Sammler in eine Formensprache ein - ein visuelles Lexikon, in dem der Körper nicht konsumiert, sondern entschlüsselt werden soll.